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Eine Moderatorin im Gespräch mit einem Arzt vor der Fassade eines Klinikgebäudes

Unser Expertengespräch zum Thema „Künstliches Hüftgelenk“

Sehr geehrte Patientinnen, sehr geehrte Patienten,

in Ergänzung zu unseren beliebten Klinikforen möchten wir Ihnen mit unserem „Expertengespräch“ zusätzliche Informationen für Ihre Gesundheit bieten.

In loser Reihenfolge beantworten unsere Chefärzte, Chefärztinnen und Sektionsleitungen hier auf unserer Website medizinische Fragen zu ihrem jeweiligen Fachgebiet.

Heute sprechen wir mit Dr. med. Matthias Neitzel, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, über das Thema „Künstliches Hüftgelenk„.

Dr. med. Matthias Neitzel

Redaktion: Herr Dr. Neitzel, in Deutschland werden pro Jahr etwa 200.000 künstliche Hüftgelenke
implantiert. Ist es richtig, dass 150.000 dieser Operationen dem Vorliegen einer schmerzhaften und
Lebensqualität einschränkenden Arthrose geschuldet sind?
Welche Ursachen gibt es noch? Stichwort: Schenkelhalsbruch?

Dr. med. Matthias Neitzel: Ja, das ist richtig. Der Ersatz des Hüftgelenkes wird in Deutschland mittlerweile sogar bis zu 240.000 mal durchgeführt. Richtig ist ebenfalls, dass der überwiegende Teil des Gelenkersatzes aufgrund von arthrotischen Veränderungen der Gelenke erfolgt. Bei ca. 90.000 Patientinnen und Patienten erfolgt der Gelenkersatz des Hüftgelenkes jährlich jedoch aufgrund einer erlittenen Schenkelhalsfraktur. Tendenz steigend…

Redaktion: Sind nur hochbetagte Menschen betroffen, oder vielleicht auch jüngere, so beispielsweise
ehemalige Profisportler, wie Boris Becker?

Dr. med. Matthias Neitzel: Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung und betrifft überwiegend ältere Menschen. 9 von 10 sind in der Regel über 65 Jahre alt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Je nach körperlicher Beanspruchung der Gelenke können aber durchaus auch jüngere Menschen betroffen sein. Richtig. Boris Becker ist in diesem Zusammenhang nur ein Beispiel.

Redaktion: Wie viele künstliche Hüftgelenke werden von Ihnen und Ihrem Team in der Orthopädie
und Unfallchirurgie jedes Jahr in den Hochtaunus-Kliniken implantiert? Wie ist der Altersdurchschnitt
der Betroffenen, und kommt hierbei minimal-invasive Chirurgie zum Einsatz?

Dr. med. Matthias Neitzel: Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie ist unter anderem „Zertifiziertes Endoprothesenzentrum“, so dass mein Team und ich im Jahr mehr als 300 Hüftprothesen implantieren. Aufgrund der demographischen Struktur der Region und im Rahmen unseres Versorgungsauftrages, überwiegt in unserer Klinik jedoch zahlenmäßig die Frakturversorgung im Vergleich zum geplanten Gelenkersatz. Alterstraumatologie ist auch in unserer Klinik, wie in vielen Kliniken deutschlandweit, einer der heutigen Behandlungsschwerpunkte.

Redaktion: Gehen Sie davon aus, dass der demographische Wandel in der Bundesrepublik, also die
Tatsache, dass wir als Nation immer älter werden, Ihnen künftig noch mehr betagte und hochbetagte
Patientinnen und Patienten bescheren wird?

Dr. med. Matthias Neitzel: Absolut. Das zeigen die Patientendaten nur allzu deutlich.

Redaktion: Wie gehen Sie mit kritischen Äußerungen um, dass in Deutschland unverhältnismäßig
viele Kunstgelenke eingesetzt würden, oder per se zu schnell operiert werde?

Dr. med. Matthias Neitzel: Diese Kritik bezieht sich im Wesentlichen auf die Endoprothetik im Bereich der Kniegelenke und ist nicht immer ganz unberechtigt, wie es unlängst wieder in einer ausführlichen medialen Berichterstattung dargestellt werden konnte. Ich kann nur für mich sprechen. Ich wäge sehr
gründlich ab, ob und wann, und vor allem wer von einer operativen Therapie profitiert und dieser
bedarf. Deshalb ist das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten auch so enorm wichtig und
entscheidend.

Redaktion: Wie ist denn die klassische Vorgehensweise im Vorfeld einer OP? Welche konservativen
Therapien kämen eventuell zunächst noch in Frage?

Dr. med. Matthias Neitzel: Bei Erstkontakt eines Patienten in unserer Klinik erfolgt nach einem ausführlichen Anamnesegespräch eine symptombezogene körperliche Untersuchung, an die sich in aller Regel eine apparative Diagnostik, wie zum Beispiel Ultraschall und/oder konventionelles Röntgen anschließt. Nach der Auswertung der erhobenen Befunde wird ein Therapiekonzept erarbeitet und ggf. über die Notwendigkeit einer weiterführenden Diagnostik entschieden.

In Abhängigkeit unterschiedlicher Stadien der Gelenkerkrankung sind mit konservativen Maßnahmen gute Ergebnisse zu erzielen. Hierzu zählen neben einer bedarfsangepassten medikamentösen Therapie in erster Linie die klassische Physiotherapie, um betroffene Gelenke mobil zu halten und/oder deren Mobilität zu reaktivieren.

Redaktion: Gibt es eine Altersgrenze, oder sehen Sie es wie Sie Ihr Fachkollege, Prof. Dr. med.
Carsten Perka, Orthopäde und Unfallchirurg an der Berliner Charité, der sagt: „Ausschlaggebend für
ein zufriedenstellendes Operationsergebnis im hohen Alter ist vorrangig die körperliche und geistige
Verfassung, weniger das Geburtsdatum.“?

Dr. med. Matthias Neitzel: Ich kenne und schätze Herrn Prof. Perka sehr und bin da absolut seiner Meinung. Er bringt es auf den Punkt.

Redaktion: Was sind die häufigsten Kontraindikationen? Beispiel Narkose – gibt es Alternativen zur
Vollnarkose?

Dr. med. Matthias Neitzel: Kontraindikationen sind letztlich internistische Multimorbiditäten, also das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Krankheiten, und eine daraus resultierende fehlende Narkosefähigkeit, wobei auch hier der Fortschritt der Anästhesiologie und der Einsatz regionaler Anästhesieverfahren die Möglichkeiten der Behandlungen deutlich erweitert haben.

Redaktion: Wird das neue Hüftgelenk mit Zement stabil im Knochen verankert, oder gibt es
Alternativen? Was versteht man zum Beispiel unter der sogenannten „Press-Fit-Befestigung“?

Dr. med. Matthias Neitzel: Im Wesentlichen gibt es drei verschiedene Implantationsverfahren. Zementfrei und zementiert, sowie die Kombination aus beiden. Dies wird dann als Hybrid-Verfahren bezeichnet. Das „Pressfit-Verfahren“ ist eine spezielle zementfreie Implantationsform, in diesem Fall von Hüftschäften, bei der diese pass- und größengenau im Markraum des hüftnahen Oberschenkelknochens verankert werden. Sowohl das Patientenalter als auch die Knochenqualität bestimmen das zu wählende Implantationsverfahren in gewisser Weise mit.

Redaktion: Wenn man davon ausgeht, dass man auch im höheren Lebensalter endoprothetisch
versorgt werden kann, wie sieht es denn mit den Operationskosten aus? Ist die Endoprothetik Luxus
für Privatversicherte, oder bekomme ich auch als gesetzlich versicherte Patientin oder Patient ein neues Hüftgelenk, wenn keine medizinischen Bedenken bestehen?

Dr. med. Matthias Neitzel: Selbstverständlich. Es gibt hier keine Unterschiede zwischen gesetzlich und privat versicherten Patienten. Jeder bekommt im Bedarfsfall ein modernes und qualitativ hochwertiges Kunstgelenk.

Redaktion: Für welche Vorlaufzeit plädieren Sie besonders bei betagten Patientinnen und Patienten
vor einer OP, speziell beim Vorliegen von Multimorbiditäten?

Dr. med. Matthias Neitzel: Die Vorlaufzeit für eine solche Hüftgelenksersatzoperation beschreibt nicht nur die Zeit vor der Operation, sondern auch die Zeit danach. Also die Rekonvaleszenz und Rehabilitation. Diese variiert natürlich individuell. Im Allgemeinen sollte man aber von mehreren Wochen bis Monaten ausgehen.

Redaktion: Herr Dr. Neitzel, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.
Eva Bäumler-Braun / Websiteredaktion

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