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Hochgradige Mitralklappeninsuffizienz

Interventionelle Behandlung der hochgradigen Mitralklappeninsuffizienz

Sehr geehrte Patientinnen, sehr geehrte Patienten,

Sie leiden an einer schweren Form der Mitralklappeninsuffizienz, einer hochgradigen Undichtigkeit der Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Hauptkammer. Wir möchten Sie hier über die minimal- invasive Behandlungsmöglichkeit dieser Klappenerkrankung informieren und häufig an uns gestellte Fragen beantworten. Diese Informationen sollen das persönliche Aufklärungsgespräch mit dem
behandelnden Arzt nicht ersetzen, sondern Ihnen die Möglichkeit geben, sich im
Vorfeld zu informieren und gut vorbereitet in das Aufklärungsgespräch zu gehen.

Mitralklappeninsuffizienz: was bedeutet die Undichtigkeit für mein Herz?

Die Undichtigkeit der Mitralklappe führt dazu, dass ein Großteil Ihres Blutes von der linken Hauptkammer nicht in den großen Blutkreislauf, sondern stattdessen zurück in die Lunge gepumpt wird. Damit „pendelt“ ein großer Teil des Blutes nur noch zwischen Lunge und Herzkammer im Grunde wirkungslos hin und her. Dieses Pendelvolumen hat leider fatale Auswirkungen: die Herzkammer wird überlastet und verliert an Kontraktionskraft (Herzschwäche), es entwickeln sich Herzrhythmusstörungen, zu viel Blut im Lungenkreislauf führt zur Atemnot und nicht selten zum akuten Lungenödem, und die Organe Ihres Körpers werden nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt und erleiden dadurch Schaden (insbesondere Gehirn, Nieren, Leber).

Mitralklappeninsuffizienz: was ist zu tun?

Bei hochgradiger Mitralklappeninsuffizienz ist die herzchirurgische Behandlung das seit vielen Jahren übliche und etablierte Therapieverfahren. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von der Rekonstruktion bis zum vollständigen Ersatz der Mitralklappe (Bio- oder Kunstklappe). Es gibt aber Patienten, bei denen ein herzchirurgischer Eingriff, selbst bei videoskopisch gestütztem minimal invasivem Vorgehen, aus medizinischen Gründen mit einem zu hohen Operations-Risiko einhergeht, z. B. durch schwere Begleiterkrankungen, Herz-Voroperationen, vorangegangene Bestrahlungstherapie des Brustkorbs u.a.m.. Für diese „Hochrisiko-Patienten“ kann eine kathetergestützte Behandlung mit einem Clip-System (Mitralklappenclipping) eine mögliche Alternative sein. Ziel der Behandlung ist bei beiden Verfahren, den Blutrückfluss in Richtung Lunge zu verhindern oder zumindest wesentlich zu vermindern.

Mitralklappeninsuffizienz: Operation oder Mitralclipping?

Die Entscheidung darüber, welche Behandlung für Sie die bessere Wahl ist, treffen Herzchirurg und Kardiologe gemeinsam im Rahmen der „Heart-Team-Besprechung“. Hier werden für jeden einzelnen Patienten Risiken und Chancen der jeweiligen Behandlungsoption gemeinsam ausführlich erörtert. Ziel dieser Besprechung zwischen den Fachdisziplinen ist es, Ihnen den erfolgversprechendsten und dabei auch sichersten Behandlungsvorschlag machen zu können. Selbstverständlich werden dabei auch Sie selbst gehört. Nichts geschieht über Ihren Kopf hinweg. Letzten Endes werden Sie aber auch ein Stück weit darauf vertrauen müssen (aber auch dürfen), dass wir medizinisch gute Gründe dafür haben, Ihnen das jeweilige Verfahren zu empfehlen.

Mitralclipping: was passiert dabei?

Das Mitralclipping verfolgt grundsätzlich den gleichen Ansatz wie ein herzchirurgisches Rekonstruktionsverfahren: durch Schaffung einer Verbindung in der Mitte der beiden Mitralsegel wird die Klappenundichtigkeit verringert. Bei dem herzchirurgischen Eingriff erfolgt dies mittels einer chirurgischen Naht, beim Mitalclipping wird die Verbindung durch Einsatz eines Clips hergestellt. Beim Mitralclipping wird dieser Clip in Kathetertechnik zwischen die beiden Segel der Mitralklappe gesetzt, ohne dabei das Herz in seiner Arbeit stören zu müssen. Eine chirurgische Eröffnung des Brustraums ist nicht notwendig. Es erfolgt auch kein Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine.

Mitralclipping: ist das ein etabliertes Verfahren?

Ja. Weltweit wurden bislang weit mehr als hundertausend dieser Prozeduren erfolgreich durchgeführt. Das Mitalclipping wurde in mehreren klinischen Studien untersucht und wird inzwischen in den Leitlinien der Fachgesellschaften als Alternativmethode zur OP als schonenderes Verfahren bei Hochrisiko-Patienten, denen man einen operativen Eingriff nicht zumuten möchte, explizit empfohlen.

Mitralclipping: wie funktioniert das genau?

Das Mitralclipping wird in unserem Herzkatheterlabor durchgeführt. Der Eingriff erfolgt unter Narkose und wird von einem auf kardiale Eingriffe spezialisierten Anästhesisten (Narkosearzt) begleitet. Die exakte Platzierung des Clips erfolgt unter echokardiographischer und radiologischer Kontrolle. Der Clip selbst wird nach Punktion der Leistenvene über einen Katheter (mit ca. 7-8 mm Durchmesser) bis zum rechten Vorhof Herzen vorgeschoben.

Danach passiert dieser Katheter die Vorhofscheidewand in den linken Vorhof und befindet sich nun unmittelbar über der defekten Mitralklappe. Nun kann der Clip freigesetzt und unter Sicht exakt platziert werden. Der Clip selbst ist eine mit einem körperfreundlichen Material überzogene Klammer. Mit dieser Klammer werden die beiden Segel der Mitralklappe gefaßt und zusammengezogen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Clipping. Mit dem Ultraschall können wir schon während des Eingriffs erkennen, wie weit das Clipping die Undichtigkeit der Klappe verringert hat, ob der Clip gegebenenfalls noch besser positioniert werden oder aber ob das Ergebnis mit einem zweiten Clip noch weiter optimiert werden kann.

Wenn die optimale Position des Clips gefunden und die Undichtigkeit der Herzklappe so weit wie irgend möglich verringert ist, wird der Clip endgültig freigesetzt und ist nun permanent mit der Herzklappe verbunden. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es vor, dass mit der Clip-Therapie keine Verbesserung der Herzklappenundichtigkeit erreicht werden kann. In diesem Fall belassen wir die Herzklappe unverändert. Es verbleibt kein Clip im Herzen. Nach erfolgter Reparatur der Klappe verbleibt das punktionsbedingte Loch in der Vorhofscheidewand. Dieses heilt in aller Regel wieder zu und bedeutet für den Patienten keine Einschränkung.

In manchen Fällen verschließen wir dieses Loch jedoch sofort mit einem Schirmchen, wenn wir die Befürchtung haben, es könnte zu groß sein und Auswirkungen auf den Kreislauf haben. Die venöse Punktionsstelle in der Leiste wird in der Regel vernäht und/oder mit einem Druckverband versorgt. Unmittelbar nach dem Eingriff werden Sie für eine Nacht auf unserer Intensivstation überwacht. Bereits am Folgetag kommen Sie dann auf die Normalstation. Sie dürfen sofort aufstehen und sich frei auf der Station bewegen.

Mitralclipping: Wie erfolgt die Nachsorge?

Nach erfolgter Clip-Implantation müssen Sie für mindestens 3 Monate, bis der
Clip vollständig eingeheilt ist, gerinnungshemmende Medikamente nehmen, die die Bildung von Blutgerinnseln an im Herzen befindlichen Fremdkörpern verhindern.
Bei bestimmten Eingriffen, bei denen das Risiko besteht, dass Bakterien in die
Blutbahn gelangen, vor allem bei Zahneingriffen, sollten Sie in Zukunft eine
Antibiotikaprophylaxe durchführen. Eine Empfehlung hierzu werden Sie in Ihrem Arztbrief finden.

Wir bieten Ihnen viertel- bis halbjährliche ambulante Nachsorgetermine an, um die korrekte Funktion des Herzens und der Mitralklappe zu überprüfen und Ihre Medikation gegebenenfalls entsprechend anzupassen. Diese Termine umfassen die Durchführung eines Herzultraschalls, eines EKGs, einer Blutentnahme zur Einschätzung der aktuellen Herzfunktion sowie ein ausführliches Gespräch mit einem unserer Herzspezialisten.
Bitte zögern Sie nicht, uns anzusprechen, falls Sie noch weitere Fragen zu diesem minimal-invasiven Klappeneingriff haben:

Mit besten Wünschen für Ihre Gesundheit,
Ihr
Prof. Dr. Hans Hölschermann


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