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Eine Moderatorin im Gespräch mit einem Arzt vor der Fassade eines Klinikgebäudes

Unser Expertengespräch zum Thema „Palliativmedizin“

Sehr geehrte Patientinnen, sehr geehrte Patienten,

in Ergänzung zu unseren beliebten Klinikforen möchten wir Ihnen mit unserem „Expertengespräch“ zusätzliche Informationen für Ihre Gesundheit bieten.

In loser Reihenfolge beantworten unsere Chefärzte, Chefärztinnen und Sektionsleitungen hier auf unserer Website medizinische Fragen zu ihrem jeweiligen Fachgebiet.

Heute sprechen wir mit Dr. med. Migle LinkSektionsleiterin der Hämatologie, Onkologie & Palliativmedizin.

Dr. med. Migle Link

Redaktion: Frau Dr. Link, Sie sind Sektionsleiterin der Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin in den Hochtaunus-Kliniken und haben die Ärztliche Leitung der Fachabteilung Onkologie im Medizinischen Versorgungszentrum Taunus (MVZ) inne. Sie sind von vielen schwerkranken Patientinnen und Patienten umgeben. Lassen Sie uns heute speziell über die Palliativmedizin sprechen, denn schließlich bedeutet diese zwar, dass die kurative Behandlung erschöpft ist, aber nicht automatisch, dass das Lebensende gekommen ist, nicht wahr?

Dr. med. Migle Link: Ganz genau. Palliativmedizin setzt dort an, wo eine Krebserkrankung oder andere schwere Leiden nicht mehr heilbar sind. Aber das heißt nicht automatisch, dass der Tod unmittelbar bevorsteht. Viele Menschen leben noch Monate oder Jahre mit ihrer Erkrankung. In dieser Zeit geht es darum, Symptome wie Schmerzen, Luftnot oder Übelkeit bestmöglich zu behandeln und zugleich Lebensqualität zu sichern. Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der frühpalliativmedizinischen Integration, das heißt, wir beginnen bereits frühzeitig mit einer umfassenden Symptomkontrolle und psychosozialen Begleitung. So verstehen wir Palliativmedizin als Teil einer ganzheitlichen Behandlung, nicht erst am Lebensende.

Redaktion: Das bedeutet also, dass einige Ihrer Patientinnen und Patienten mehrfach zu Ihnen in die Klinik kommen, um wieder stabilisiert zu werden und ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen, sich aber nicht unbedingt im finalen Stadium ihrer jeweiligen Erkrankung befinden?

Dr. med. Migle Link: Ja, das ist richtig. Viele Betroffene kommen wiederholt zu uns, wenn sich Beschwerden verschlechtern. Durch palliativmedizinische Maßnahmen können wir Schmerzen oder andere Symptome rasch stabilisieren, sodass sie anschließend wieder nach Hause gehen können. Auch hier zeigt sich die Bedeutung der frühen Integration: Wenn Palliativmedizin von Beginn an mitgedacht wird, lassen sich Krisen oft besser vorbeugen oder abmildern.

Redaktion: Erfahren die Menschen auf Ihrer Station auch spirituelle und psychologische Zuwendung? Was ist den Betroffenen in der Regel besonders wichtig, wenn sich die Lebenszeit zum Ende neigt? Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Dr. med. Migle Link: Unbedingt. Palliativmedizin ist immer multiprofessionell. Neben Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften arbeiten Psychologinnen und Psychologen, Seelsorgerinnen und Seelsorger, Musik- oder Kunsttherapeutinnen und -therapeuten mit. Vielen geht es um Sinnfragen, Ängste oder die Sorge um sich selbst und ihre Angehörigen. Das alles gehört zur ganzheitlichen Behandlung, die ich bereits früh im Krankheitsverlauf für wichtig halte. Denn wer von Anfang an auch psychologisch und spirituell begleitet wird, kann besser mit seiner Erkrankung leben.

Redaktion: Wie sieht der Alltag der Patientinnen und Patienten auf der Palliativstation aus? Gibt es kreative Angebote, um die Gefühle bezüglich der Lebenssituation auszudrücken?

Dr. med. Migle Link: Der Alltag ist sehr individuell gestaltet. Neben ärztlicher und pflegerischer Versorgung gibt es Ruhezeiten, gemeinsame Mahlzeiten, Musik- oder Kunsttherapieangebote. Manche malen, schreiben oder hören Musik, das hilft, Gefühle zu verarbeiten. Andere möchten einfach Ruhe und Zeit mit ihren Liebsten verbringen. Alles geschieht in Absprache mit den Patientinnen und Patienten.

Redaktion: Sind die Mitarbeitenden der Pflege auf der Palliativstation speziell geschult?

Dr. med. Migle Link: Ja, unser Pflegeteam ist speziell in Palliative Care ausgebildet. Das heißt, sie verfügen über besondere Kenntnisse in Symptomkontrolle, Kommunikation und psychosozialer Begleitung. Diese Expertise ist entscheidend, um Sicherheit zu geben und einfühlsam auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten und ihrer Familien einzugehen.

Redaktion: Wie stark sind die Angehörigen mit eingebunden? Gelten auf Station uneingeschränkte Besuchszeiten?

Dr. med. Migle Link: Angehörige sind ein ganz zentraler Teil unserer Arbeit. Wir beziehen sie in Gespräche und Entscheidungen mit ein und stehen auch für ihre Sorgen zur Verfügung. Besuchszeiten sind bei uns sehr flexibel, im Prinzip uneingeschränkt. Die Nähe zu den Liebsten ist gerade in dieser Lebensphase unverzichtbar.

Redaktion: Dürfen Partnerinnen und Partner sowie andere Familienmitglieder in den letzten Lebenstagen bei ihren kranken Angehörigen übernachten?

Dr. med. Migle Link: Selbstverständlich. Wir ermöglichen, dass Angehörige in den letzten Tagen und Stunden bei ihren Liebsten sein können. Doch auch hier gilt: Wir fördern Nähe und Begleitung nicht nur am Lebensende, sondern auch früher, wenn gemeinsame Zeit noch sehr aktiv gestaltet werden kann.

Redaktion: Was macht die Palliativstation in den Hochtaunus-Kliniken Ihrer Meinung nach so besonders? Was ist Ihr Credo?

Dr. med. Migle Link: Besonders ist unser Teamgeist und die Haltung, die uns leitet: Wir sehen den Menschen als Ganzes. Es geht nicht nur um die Krankheit, sondern auch um die persönlichen Wünsche, Werte und Lebensziele. Mein Credo lautet: Wir können das Leben vielleicht nicht verlängern, aber wir können es vom Anfang einer schweren Erkrankung an lebenswerter machen.

Redaktion: Wie navigieren Sie die Schwerkranken zwischen Hoffnung auf Heilung und Akzeptanz des „austherapiert“ sein?

Dr. med. Migle Link: Hoffnung ist vielschichtig. Wenn Heilung nicht mehr möglich ist, können wir Hoffnung auf andere Dinge lenken: auf Schmerzlinderung, auf ein Wiedersehen mit Angehörigen, auf erfüllte Momente. Wir sprechen ehrlich und klar über die medizinische Situation, ohne falsche Hoffnungen, aber immer mit Blick auf das, was noch möglich ist. Diese Balance ist ein Kern der Palliativmedizin.

Redaktion: Können Sie etwas zu Ihrer ganz persönlichen Motivation sagen, warum Sie sich für dieses medizinische Fachgebiet entschieden haben? Ist es belastend, oftmals schlechte Nachrichten mitteilen zu müssen?

Dr. med. Migle Link: Natürlich sind Gespräche über schlechte Nachrichten nicht leicht. Aber es ist ein Privileg, Menschen in einer so intensiven Lebensphase begleiten zu dürfen. Mich motiviert, dass wir konkret etwas tun können: Schmerzen nehmen, Angst lindern, Nähe ermöglichen. Die Dankbarkeit der Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen zeigt mir täglich, dass diese Arbeit Sinn macht, trotz aller Schwere.

Redaktion: Frau Dr. Link, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.
Eva Bäumler-Braun / Websiteredaktion


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